Fluchtspezifische Gewalt
Laut UNHCR waren 2022 mindestens 108,4 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, wovon etwa die Hälfte Mädchen und Frauen waren. Gemäß dem Global Report 2022 lebten 57,6 Millionen geflüchtete und staatenlose Mädchen und Frauen in humanitären Krisen- und Konfliktsituationen, die mit einem erhöhten Risiko geschlechtsspezifischer Gewalt konfrontiert waren.
Die Gründe für die Flucht von Frauen überlappen teilweise mit denen von Männern, wie Diskriminierung, Verfolgung aufgrund von Glauben oder Zugehörigkeit zu bestimmten Bevölkerungsgruppen, Krieg, wirtschaftliche Faktoren und Klimabedingungen. Zusätzlich fliehen Frauen aber auch vor geschlechtspezifischer Gewalt und erleben häufiger sexuelle Übergriffe. Zwangsverheiratung, drohende Femizide, Genitalverstümmelungen, häusliche Gewalt und Zwangsprostitution sind Ausprägungen geschlechtsspezifischer Gewalt, die Fluchtgründe für Frauen darstellen.
Während der Flucht sind Menschen überproportional viel Gewalt ausgesetzt. Frauen erleben neben der Angst vor Krankheiten und Unsicherheit über die Zukunft auch die Furcht vor geschlechtsspezifischer Gewalt. Laut Befragungen gaben einige Frauen an, Gewalt als Dienstleistung für ihre Weiterreise ertragen zu müssen, oft verursacht durch Angehörige militärischer Einheiten, männliche Flüchtlinge oder europäische Sicherheitskräfte. Zudem führt die Abhängigkeit von Schmugglern nicht nur zu Missbrauch, sondern auch zu Freiheitsberaubung und Menschenhandel.
In Flüchtlingslagern, insbesondere an Orten ohne offizielle Camps, ist sexualisierte Gewalt weit verbreitet. Frauen müssen häufig mit ihren Körpern “bezahlen”, um einen Schlafplatz zu erhalten. Überfüllte Lager, unzureichende Gesundheitsbedingungen, traumatisierte Menschen und sexuelle Übergriffe sind in fast allen Flüchtlingscamps präsent, auch in Europa.
Quellen:
https://www.unhcr.org/global-trends-report-2022
https://reporting.unhcr.org/global-report-2022-gender-based-violence-chapter
https://frieden-sichern.dgvn.de/meldung/kein-entkommen-aus-der-gewaltspirale-frauen-auf-der-flucht